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Ruins, Mud & Campfire

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Pollentia – das römische Mallorca

Alcúdia, Mallorca 🇪🇸

Inhalt

Die Römer auf Mallorca

Die sichtbaren Spuren der Römer auf Mallorca sind heute rar. Die oft als römisch bezeichnete Pont de Roma in Pollença ist nicht eindeutig belegt. Auch Palma, das unmittelbar nach dem römischen Sieg über die einheimischen Stämme im Jahr 123 v. Chr. gegründet wurde und deswegen ursprünglich Palmaria Palmensis („Siegespalme“) hieß, zeigt nur noch wenige archäologische Hinweise auf seine römischen Wurzeln – zu viele Überbauungen haben die Spuren der Vergangenheit verwischt.

Doch der eigentliche römische Einfluss auf Mallorca ging weit über sichtbare Bauwerke hinaus: ein enormer kultureller Wandel. Vor der Ankunft der Römer lebten die Inselbewohner noch fast wie in der Steinzeit – in Lehmhütten und Kalksteinhöhlen, während in Rom bereits mehrstöckige Mietshäuser das Stadtbild prägten.

Dass Mallorca so lange von einer Fremdherrschaft verschont blieb, lag an der Wehrhaftigkeit seiner Bewohner und der Kargheit der Insel. Die balearischen Steinschleuderer waren als gefürchtete Kämpfer bekannt. Laut dem Historiker Strabon (Geographika, Buch III, Kapitel 5, Abschnitt 1) ließ Quintus Caecilius Metellus seine Schiffe mit Fellen überziehen, um sie vor den tödlichen Geschossen der Insulaner zu schützen, als er Mallorca eroberte.

Die Geschichte Pollentias

Pollentia ist die bedeutendste römische Ausgrabungsstätte Mallorcas und bietet faszinierende Einblicke in das Leben einer antiken Stadt. Sie wurde im 2. Jahrhundert v. Chr., kurz nach der römischen Eroberung der Insel, gegründet.

Der Name „Pollentia“, was „die Mächtige“ bedeutet, unterstreicht ihre zentrale Rolle als Handels- und Verwaltungszentrum der Balearen.

Wie viele römische Kolonialstädte folgte Pollentia einer durchdachten städtebaulichen Struktur. Das Forum, ein öffentlicher Platz, bildete das Zentrum und war von Geschäftsstraßen, Tempeln und Denkmälern umgeben. Die Wohnhäuser, rechteckig angeordnet und mit Innenhöfen (Atrien) versehen, waren mit kunstvollen Mosaiken, Stuck und Marmor geschmückt. Viele besaßen zudem private Bäder sowie ein fortschrittliches Wasser- und Abwassersystem.

Der Hafen der Stadt lag südlich des Theaters in der heutigen Bucht von Alcúdia. Auf einer Fläche von etwa 16 Hektar erstreckte sich Pollentia in strategisch günstiger Lage.

Im 3. Jahrhundert n. Chr. wurde die Stadt mit einer Mauer gesichert, doch diese konnte die Plünderung durch die Vandalen im Jahr 426 n. Chr. nicht verhindern.

Trotz der Zerstörung bestand die Siedlung fast bis zur Ankunft der Mauren im Jahr 902 n. Chr.. Später entstand in unmittelbarer Nähe, nördlich der antiken Stadt, das heutige Alcúdia. Der Name leitet sich vom arabischen Al-Qudya („der Hügel“) ab. Während der maurischen Herrschaft war Pollentia noch als Bullansa bekannt, geriet jedoch mit der Zeit in Vergessenheit.

Pollentia heute

Erst im 16. Jahrhundert wurden die Ruinen von Pollentia wiederentdeckt, als ein Bauer zufällig einen verhüllten Kopf einer Augustus-Statue ausgrub. Weitere archäologische Entdeckungen folgten im 17. Jahrhundert, als bei der Errichtung des zweiten Stadtmauerrings von Alcúdia erneut römische Relikte ans Licht kamen. Systematische Ausgrabungen begannen jedoch erst in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts und legten große Teile der antiken Stadt frei.

Heute können Besucher die Ausgrabungsstätte sowie das Museum besichtigen. Für 4 € (Stand 01/2025) gibt es ein Kombiticket, das den Eintritt in den Außenbereich und das Museum umfasst. 

Es gibt drei Ausgrabungsbereiche in verschiedenen Stadtbereichen: das Wohnviertel La Portella, das Forum und das Theater.

1. Das Wohnviertel La Portella

Das besterhaltene Gebäude ist das Haus der zwei Schätze (Casa dels dos Tresors). Besucher können durch die Räume spazieren und sich die damalige Nutzung gut vorstellen. Die Struktur des Hauses ist gut erhalten: der außenliegende Straßenzug, die Geschäftsräume und Wohnbereiche um das Atrium. Die Größe und Ausstattung des Hauses zeigen, wie wohlhabende Römer auf Mallorca lebten. Gegenüber befindet sich das Haus des Bronzekopfes (Casa del Cap de Bronze), in dem der berühmte Bronzekopf eines Mädchens (Cap de Nina) gefunden wurde.

2. Das Forum

Das Forum war das Herz der Stadt. Hier fanden öffentliche Versammlungen, religiöse Zeremonien und Handel statt. Die Überreste mehrerer Tempel verdeutlichen die zentrale Rolle des Forums für das gesellschaftliche Leben der Römer.

3. Das Theater und die Nekropole

Das römische Theater aus dem 1. Jahrhundert n. Chr. ist erstaunlich gut erhalten. Es wurde in den Felsen geschlagen und bot Platz für bis zu 2.000 Zuschauer. Unweit davon liegt die Nekropole, eine römische Begräbnisstätte, die interessante Einblicke in die Bestattungskultur der damaligen Zeit gibt.

4. Das Museum

Ganz in der Nähe findet ihr das „Museu Monogràfic de Pollentia“. Das Museum befindet sich im ehemaligen Hospital von Alcúdia und beherbergt zahlreiche Funde aus den Ausgrabungen der Stadt. Zu den Exponaten gehören Keramiken, Münzen, Statuen und Alltagsgegenstände, die das Leben der römischen Bewohner widerspiegeln. Besonders beeindruckend sind die fein gearbeiteten Schmuckstücke und die Überreste römischer Wandmalereien. Die spektakulärsten Funde sind jedoch im „Museo Arqueologico Nacional“ in Madrid zu sehen.

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