
Mallorca 🇪🇸
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Die Christianisierung Mallorcas
Mallorca wurde im 4. Jahrhundert christianisiert, als das Christentum sich im gesamten Römischen Reich ausbreitete. Mit der Herrschaft Konstantins des Großen (306–337 n. Chr.) wurde das Christentum offiziell anerkannt und gewann zunehmend an Einfluss.
Im 5. Jahrhundert geriet Mallorca unter die Kontrolle der Vandalen, eines germanischen Stammes, der 429 n. Chr. von Nordafrika aus die Balearen besetzte. Die Vandalen waren ursprünglich aus Mitteleuropa stammende Krieger, die durch die Völkerwanderung nach Westen gezogen waren. Nach der Eroberung Karthagos machten sie Nordafrika zu ihrem Machtzentrum und kontrollierten von dort aus wichtige Seehandelsrouten. Sie errichteten ein kurzlebiges, aber einflussreiches Reich und nutzten die Balearen als strategischen Stützpunkt für ihre maritimen Unternehmungen.
Die Vandalen waren Arianer, eine christliche Strömung, die die Trinität in einer anderen Form deutete als die römisch-katholische Kirche. Katholische Bischöfe wurden verfolgt, Kirchen zerstört oder für arianische Gottesdienste umgewidmet. Erst als das Byzantinische Reich unter Kaiser Justinian I. die Insel 534 zurückeroberte, wurde der Katholizismus erneut gestärkt.
Die Basilika Son Peretó und ihre Entwicklung
Die Basilika von Son Peretó ist eines der wichtigsten Zeugnisse frühchristlicher Architektur auf Mallorca. Ihr genaues Baujahr ist unbekannt, aber sie wurde vermutlich bereits im 4. oder frühen 5. Jahrhundert als Gotteshaus genutzt. Dies macht sie zu einem der ältesten christlichen Orte der Insel.
Die Basilika hatte eine Grundfläche von etwa 21 mal 14 Metern und war in drei Kirchenschiffe unterteilt, getrennt durch zwei Säulenreihen. Die Kirche war so ausgerichtet, dass sie auf das angenommene „Himmlische Jerusalem“ geostet war. Wahrscheinlich bestand das Dach aus Holzbalken und Ziegeln (Tegulae). Der gesamte Innenraum war mit kunstvollen Mosaiken ausgelegt, die geometrische und figurative Muster in Weiß, Rot und Schwarz zeigten.
Im 6. Jahrhundert, während der byzantinischen Herrschaft, erlebte die Basilika ihre Blütezeit. Dies belegen die ausgearbeiteten Taufbecken, die in dieser Epoche errichtet wurden. Sie dienten zur Durchführung des Sakraments der Taufe, bei dem neue Mitglieder in die christliche Gemeinschaft aufgenommen wurden. Die Taufzeremonie fand vermutlich durch vollständiges oder teilweises Untertauchen im geweihten Wasser statt, ein symbolischer Akt der Reinigung und Wiedergeburt im christlichen Glauben.
Im 7. oder 8. Jahrhundert fiel Son Peretó vermutlich einem Brand zum Opfer. Ob dieser durch einen Angriff, ein Unglück oder den allmählichen Verfall ausgelöst wurde, bleibt unklar.
Besondere Funde aus Son Peretó
Bei den archäologischen Ausgrabungen von Son Peretó wurden zahlreiche bemerkenswerte Funde entdeckt. Besonders eindrucksvoll ist das Mosaik mit der Grabschrift der Baleria, das aus der Mitte des 6. Jahrhunderts stammt. Die Inschrift lautet: BALERIA FIDELIS IN PACE VIXIT ANNIS TRS DE HAC VITA SD II KAL OCTO („Die treue Baleria lebte […?]* Jahre in Frieden. Sie verließ dieses Leben am 2. Kalendertag des Oktober.“ * Die Altersfrage ist schwer zu klären, da die Inschrift eine durchaus umstrittene Zahlenabkürzung darstellt. Verschiedene Archäologen haben unterschiedliche Möglichkeiten vorgeschlagen: 26, 60, 70 oder 73 Jahre.)
Das Mosaik beeindruckt durch seine kunstvolle Gestaltung und die gut erhaltene Inschrift. Besonders bemerkenswert ist die präzise Anordnung der Buchstaben und die Wahl der Farben, die auf eine hochwertige handwerkliche Ausführung hinweisen. Unter dem Mosaik wurden der fast komplette Schädel einer Frau sowie Fragmente des Oberschenkelknochens und des Schienbeins eines Kindes gefunden.
Weitere Mosaiken aus Son Peretó zieren die Randflächen des Raumes. Sie werden sämtlich in die Mitte des 6. Jahrhunderts datiert, wie die Taufbecken zur byzantinischen Zeit. Die Mosaike zeigen neben geometrischen Mustern auch pflanzliche und symbolische Darstellungen, die Hinweise auf den religiösen Kontext und die künstlerischen Einflüsse der Epoche geben.
Neben den Mosaiken wurden auch verschiedene architektonische Fragmente, Keramikreste und liturgische Gegenstände gefunden, die auf das blühende religiöse Leben dieser Zeit hinweisen. Besonders bemerkenswert sind Teile des Altars, der vermutlich hohl war und zur Aufbewahrung von Reliquien diente.
Son Peretó im Museu de Manacor
Die meisten der bedeutendsten Funde aus Son Peretó sind heute im Museu de Manacor ausgestellt. Hier können Besucher die restaurierten Mosaike, ein Teil des Altar de Son Peretó, eine Grabplatte mit einem byzantinischen Kreuz sowie in Glasvitrinen mehrere Keramiken und andere Kleinfunde bestaunen. Die Ausstellung gibt einen tiefen Einblick in das frühchristliche Mallorca und erklärt, wie sich der Glaube in dieser Region etablierte und entwickelte. Besonders anschaulich sind die Illustrationen, die die frühchristlichen Riten lebendig machen und ein greifbares Bild der damaligen religiösen Praktiken vermitteln.
Basílica de Sa Carrotja
Die Basilica de Sa Carroja ist eine weitere bedeutende frühchristliche Stätte auf Mallorca und wird ins 5. oder 6. Jahrhundert datiert. Sie weist konstruktive Ähnlichkeiten mit der Basilika Son Peretó auf und in ihrer Umgebung wurden zudem mehrere Gräber und Mosaiken entdeckt.
Während des jüngsten Baubooms wurde die Stätte jedoch überbaut und zerstört. Ihr Standort wird heute von modernen Gebäuden eingenommen und von Straßen überdeckt. Das einzig sichtbare Relikt ist ein Taufbecken, das unter einem Glaskasten konserviert wird. Leider macht die starke Spiegelung des Glases das Fotografieren äußerst schwierig.
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Mehr InformationenWie kommt ihr hin?
- Son Peretó bei Google Maps,
Koordinaten: 39°35’47.8″N 3°15’54.2″E - Museu d’Història de Manacor bei Google Maps,
Koordinaten: 39°33’29.1″N 3°13’04.3″E
Website: Website des Museums - Basílica de Sa Carrotja bei Google Maps,
Koordinaten: 39°32’28.7″N 3°20’20.4″E